Depressionen sind eine ernst zu nehmende psychische Erkrankung, unter der die Betroffenen massiv leiden. Ferner handelt es sich um eine relativ weit verbreitete Krankheit, unter der mehr als zehn Prozent der Weltbevölkerung zumindest zeitweise leidet. Beides sind gute Gründe, warum Depressionen einen wichtigen Stellenwert in der Hypnose Ausbildung einnehmen. Wichtig ist außerdem, dass die angehenden Therapeuten in der Hypnose Ausbildung lernen, Depressionen zu erkennen. Denn auch wenn sich typische Symptome wie Stimmungstiefs, Suizidgedanken und Schlafstörungen stark ähneln, können sich Depressionen mit vielen Gesichtern zeigen. Welche Anzeichen für eine Depression sprechen, hängt nicht zuletzt von der Kultur ab, in welcher die Betroffenen aufgewachsen sind.
So lautet jedenfalls das Ergebnis der US-amerikanischen Forscher Danielle Goodman und Yan Leykin, die an der Palo Alto University tätig sind. Diese hatten zusammen mit ihrem Team online ein kostenloses Depressions-Screening angeboten, an dem etwa 7.000 Menschen aus den USA und dem asiatischen Raum teilnahmen. Die Forscher hatten sich für ihre Studie das Ziel gesetzt, herauszufinden, ob es länderspezifische oder kulturelle Unterschiede bezüglich der Krankheitsanzeichen gibt.
Wie die Forscher erwartet hatten und wie auch in der Ausbildung vermittelt wird, sind einige Symptome überall sehr eng miteinander verbunden. Daneben gibt es aber auch Symptome, die nicht gleichermaßen überall auftreten. Dazu gehören etwa Suizidgedanken und -versuche. Die Forscher stellten aber fest, dass im lateinamerikanischen Raum damit auch ein geringer Selbstwert und Schuldgefühle einher gehen. Betroffenen, die aufgrund ihrer Erkrankung nichts zur Gemeinschaft beitragen können, fühlen sich wertlos, womöglich auch nicht wert, zu leben. Für denkbar halten die Forscher aber auch, dass Schuldgefühle in stark katholisch geprägten Kulturen eine Folge von Suizidgedanken sein können.
Wenn ein geringer Selbstwert den Kern der Depression trifft
Im englischen Sprachraum und in China ließ sich feststellen, dass eine sehr viel stärkere Verbindung mit dem emotionalen Kern der Depression und einem geringen Selbstwert besteht. Dazu gehört neben dem Verlust von Freude und Interessen auch Niedergeschlagenheit. Fast überall geht die Depression auch einher mit körperlichen Beschwerden. Das ist jedoch in Russland nicht der Fall, wo es nicht möglich war, Müdigkeit einer Symptomgruppe zuzuordnen. Der emotionale Kern ist in Lateinamerika, Südasien und China auch mit einem verlangsamten Denken und Handeln sowie Konzentrationsproblemen verbunden. Beides stellt im englischsprachigen Westen eine eigene Dimension.
Wenn Depressionen zum Stigma werden
Die Forscher fanden außerdem heraus, dass Depressionen vor allem in China und Südostasien mit einem Stigma behaftet sind. So ist es in China weit verbreitet, dass psychische Störungen als Charakterschwäche betrachtet werden. Das ist möglicherweise auch eine Erklärung dafür, warum die Betroffenen Depressionen stärker körperlich als psychisch beschreiben. Dadurch können sie ihre psychische Belastung auf eine Weise ausdrücken, die sozial akzeptiert wird. Gleiches gilt auch für den lateinamerikanischen Raum. Deshalb weisen unter Umständen auch körperliche Symptome auf eine Depression hin, selbst wenn die Betroffenen nicht darüber klagen, dass sich ihre Stimmung verschlechtert hat.