Weil Beziehungsprobleme in der Praxis eines Therapeuten mit schöner Regelmäßigkeit Thema der Sitzungen sind, wird dieses Problem auch in der Mentalcoach Ausbildung umfassend angesprochen. Dabei werden selbstverständlich auch die Hintergründe für Probleme in der Partnerschaft oder Untreue in der Ausbildung angesprochen. Denn in den wenigsten Fällen geht es rein um Sex allein, wenn ein Partner fremdgeht. Sehr oft stecken andere Emotionen dahinter wie beispielsweise Selbstzweifel, Wut oder das Gefühl. Nicht geliebt zu werden.
Viele Menschen betrachten Fremdgehen als ultimativen Vertrauensbruch, wie die angehenden Therapeuten in der Mentalcoach Ausbildung erfahren. Deshalb betrachten viele Menschen einen Seitensprung auch als definitives Aus für eine Beziehung. Obwohl das Thema für die Betroffenen also heikel ist, gelang es Dylan Selterman, der an der University of Maryland tätig ist, zusammen mit seinem Team, zu ergründen, worin die Gründe für das Fremdgehen liegen. Das Ergebnis lautete, dass vielerlei Gründe dazu führen können, warum einer der Partner untreu wird. Dabei spielen sich außerdem sehr viel komplexere Muster als es das gängige Stereotyp vermuten lässt.
Hintergründe zur Untersuchung
Für die Untersuchung wurden die Daten von 495 Personen ausgewertet, die sich zu knapp 88 Prozent als heterosexuell bezeichneten. Alle Teilnehmer gaben an, dass sie schon einmal fremdgegangen seien und beantworteten auch die Frage, warum sie das getan hatten.
Diese Gründe stecken hinter dem Fremdgehen
Auf Basis dieser Antworten gelang es den Forschern, insgesamt acht Hauptgründe auszumachen, die zum Seitensprung führen:
- das eigene Selbstwertgefühl zu steigern
- Wut auf den Partner
- die Verbindlichkeit ist gering
- es fehlt an Liebe
- Vernachlässigung
- sexuelles Verlangen
- der Wunsch nach Abwechslung
- die Umstände aus der Situation heraus
Diese Gründe haben nicht nur einen Einfluss darauf, dass Menschen fremdgehen, sondern auch darauf, wie lange sie das machen. Auch der Grad des sexuellen Vergnügens, wie viele Emotionen in die Affäre investiert werden und ob die eigentliche Beziehung dadurch beendet wird, hängt maßgeblich von diesen Gründen ab.
Zwar beinhaltet das Fremdgehen in aller Regel Sex, um den Sex an sich geht es aber in den seltensten Fällen. Größtenteils gaben die Probanden an, dass sie sich zu ihrem Affärenpartner emotional hingezogen fühlten. Der Fall war das vor allem bei denjenigen, die sagten, dass sie sich in ihrer eigentlichen Beziehung vernachlässigt fühlten oder ein Mangel an Liebe herrscht. Knapp zwei Drittel der Befragten sagten, dass sie dem neuen Partner gegenüber Zuneigung empfanden.
Etwa 40 Prozent gaben an, mit ihrem Affärenpartner intime Gespräche zu führen, etwas mehr als zehn Prozent sagten ihrem Affärenpartner sogar „ich liebe dich!“ Die emotionale Intimität mit dem Affärenpartner war bei denjenigen Probanden größer, die mit ihrem eigentlichen Partner nur eine geringe Verbundenheit spürten. Die Forscher vermuteten. Dass sich auch dieses Bedürfnis befriedigen wollten. Kam es als Folge von mangelnder Liebe zur Untreue, hatten die Betroffenen die Affäre als befriedigender empfunden – emotional und intellektuell.
Auch die Zufriedenheit mit dem Sex in der Beziehung unterschied sich von Fall zu Fall, je nachdem, welcher Grund zur Untreue geführt hatte. In der Affäre fühlten sich die Befragten sexuell erfüllter, wenn Lust, mangelnde Liebe oder der Wunsch nach Abwechslung dazu führten, dass sie eine Affäre eingingen. Weitaus weniger zufrieden waren dagegen diejenigen,. Bei welchen sich die Affäre aus der Situation heraus ergeben hatte. Zu mehr als 70 Prozent hatten sich die Zärtlichkeiten in der Affäre auf Küssen und Kuscheln beschränkt, lediglich circa die Hälfte der Befragten gaben an, dass sie auch Geschlechtsverkehr gehabt hatten.
Wie lange dauert die Affäre?
Der Grund, warum einer der Partner eine Affäre begonnen hat, beeinflusst auch, wie lange diese andauert. Denn es kann bei einem einmaligen Ausrutscher bleiben oder die Affäre entwickelt sich zu einer langen und tiefen Bindung. Längere Affären hatten meist jene Probanden, welche diese aus Wut, fehlender Liebe oder dem Wunsch nach Abwechslung eingegangen waren. Diejenigen, die aus einer Situation heraus fremdgegangen waren, beispielsweise, weil sie betrunken waren, hatten den Seitensprung dagegen früher beendet. Feststellen ließ sich auch, dass die Affären von Frauen meist länger andauerten als die von Männern.
Ein Drittel gesteht die Affäre
Lediglich etwa ein Drittel der Befragten hatten ihrem Partner die Affäre gebeichtet. Dabei stellten die Forscher fest, dass Frauen eher gestanden als Männer. Die Wahrheit sagten vor allem die Betroffenen, die aus Wut fremdgegangen waren oder weil sie sich vernachlässigt gefühlt hatten. Anders war es bei Partnern, die aus Wut fremdgegangen waren oder ihrem sexuellen Verlangen gefolgt waren. Das Geständnis betrachteten die Forscher als eine Form der Vergeltung, nicht als Bedürfnis, das eigene Gewissen zu beruhigen. Ferner stellten die Forscher fest, dass diejenigen Befragten, die ihren Fehltritt gebeichtet hatten, auch eher dazu bereit waren, mit ihrem Affärenpartner eine Beziehung einzugehen. Das steht auch im Einklang mit der Beobachtung, dass Menschen, die wegen mangelnder Liebe fremdgegangen waren, sich meist weniger Mühe gaben, ihre Affäre zu verbergen. Zum Beispiel waren sie eher dazu bereit, sich in der Öffentlichkeit mit ihrer Affäre zu treffen.
Führt eine Affäre zwangsläufig zum Aus?
Ob eine Affäre tatsächlich das Ende der Beziehung bedeutet, hängt ebenfalls von den Gründen ab, die zur Affäre geführt hatten: Wenn sich der Seitensprung aus der Situation heraus ergeben hatte, wurde die Beziehung weniger oft beendet als wenn der Seitensprung eine Folge von Wut, Vernachlässigung oder einem Mangel an Liebe geschehen war. Die Affäre war allerdings nur bei 20 Prozent der untersuchten Fälle der Grund für das Beziehungs-Aus. Sehr viel mehr Beziehungen zerbrachen schließlich aus anderen Gründen.